Steinbrücken (Nordhausen)

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Steinbrücken
Koordinaten: 51° 27′ N, 10° 47′ OKoordinaten: 51° 27′ 29″ N, 10° 47′ 15″ O
Höhe: 182 m ü. NN
Eingemeindung: 1. Juli 1994
Postleitzahl: 99734
Vorwahl: 03631
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Karte
Lage von Steinbrücken in Nordhausen

Steinbrücken ist der südlichste Ortsteil der Stadt Nordhausen in Thüringen.[1]

Steinbrücken liegt südlich der Stadt Nordhausen und der Bundesautobahn 38 nah der Bundesstraße 4 mit Verbindung zur Anschlussstelle Nordhausen zur Autobahn. Die Gemarkung liegt am Bach Riedgraben in der Helmeniederung, mit Übergang in den Höhenzug Windleite.

Die erste urkundliche Erwähnung von Steinbrücken erfolgte am 7. Juli 1128.[2] Der Ortsname verweist auf eine Steinbrücke an einem Handelsweg der einstigen Reichsstadt Nordhausen in Richtung auf die südlichen Nachbarstädte Mühlhausen, Gotha und Eisenach. Westlich des Kesselberges befand sich eine Warte, die zu einer mittelalterlichen Landwehr gehörte. Diese umgab und sicherte Teile im Osten der Grafschaft Honstein. Im 19. Jahrhundert waren noch Ruinenreste des Turmes vorhanden.[3]

In der Umgebung der Ortschaft wurden nach dem Krieg im Talgrund der Helme Kiese und Sande für den Bedarf der regionalen Bauindustrie abgebaut, zurück blieben mehrere Baggerseen.[1] In einem weiten Bogen führt die BAB 38 nördlich am Ort vorbei.

Kirche in Steinbrücken

Dorfkirche Steinbrücken

Steinbrücken Festival

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Das Steinbrücken Open Air gab es offiziell nicht. Es wurde als ein solches niemals angemeldet oder auch beworben. Als Privatparty durch den Einheimischen Uwe Hager angemeldet, entwickelte es sich binnen kürzester Zeit als feste Größe in der Blues- und Alternative-Szene der DDR. Bands wie Freygang, Engerling und Monokel spielten hier genauso wie Die Firma und Feeling B, aber auch westdeutsche Gruppen wie Normahl, Rausch und Abwärts traten auf. Darüber hinaus gab in ihrem Gründungsjahr auch die damals noch unbekannte Gruppe Rammstein am 1. Mai 1994 in Steinbrücken eines ihrer frühen Konzerte.[4]

Hager begann Mitte der 1980erjahre, die Partys zu organisieren. Als häufiger Konzertgänger hatte er viele Bekannte und begann, Bands zu diesen Feiern einzuladen. Hierzu schrieb die Frankfurter Rundschau:

„Uwe Hager wollte schon mit Mitte 20 weder etwas mit dem DDR-Staat noch mit der Opposition zu tun haben. Er ließ sich einen Rauschebart wachsen, reiste seinen Lieblingsbands quer durch die DDR hinterher und feierte jedes Jahr zu Pfingsten ein rauschendes Fest im Wald bei Steinbrücken. (...) Zunächst kamen 500 Zuschauer, später dann bis zu 6000.“

Frankfurter Rundschau[5]

Auch der Autor Gunnar Leue beschrieb diese Anfänge für die Berliner Zeitung:

„Das illegale Konzertwesen entwickelte sich auch fern der Hauptstadt. Im thüringischen Steinbrücken gastierten Bands weder im Schutz der Kirche noch in Privatwohnungen, sondern auf einer selbst gezimmerten Bühne mitten im Wald. Dort veranstaltete der Dorfbewohner Uwe Hager jedes Jahr das wohl legendärste inoffizielle Rockfestival der DDR. Dessen Ursprung liegt in einem gigantischen privaten Pfingst-Saufgelage für alle `Langhaarigen´ aus der Gegend, das Uwe Hager irgendwann durch Livemusik zu verschönern gedachte.“

Gunnar Leue: Berliner Zeitung[6]

Hager selbst schilderte es in einem Interviewband so:

„1985 haben wir in Steinbrücken in einem abgelegenen Tal mit den Konzerten angefangen. Die erste Band war Pasch, eine lokale Band aus Thüringen, bei der war Andre Greiner-Pol Sänger. Beim ersten Mal waren 200 Leute da. Jeder musste einen Hunderter Eintritt abdrücken, dafür waren drei Tage lang alles Essen und Trinken frei. Das Jahr drauf kamen schon 1000 Leute.“

Uwe Hager[7]

Musiker der DDR-Combo Feeling B – mehrere der damaligen Mitglieder gehören heute der Band Rammstein an – erinnern sich gut an das Festival, bei dem sie ab 1987 regelmäßig auftraten. So berichtet Christian „Flake“ Lorenz in einem Interviewband.

„Das erste Mal sind wir mit Freygang nach Steinbrücken gefahren. Die haben uns gesagt, da ist es cool, kommt mal mit. Ich war so fasziniert, das hatte ich noch nie erlebt. Das war für mich wie eine Kommune, halb Anarchisten- halb Hippie-Party.“

Christian "Flake" Lorenz[8]

Uwe Hager erinnert sich auch noch an den ersten Gig von Feeling B:

„Ich hab Feeling B spontan richtig gut gefunden. Ich hatte schon etwas im Radio gehört, am besten gefiel mir "Tschaka". Die Leute in Steinbrücken, ist ja Provinz, ist ja Thüringen, die standen erst mal wie versteinert da. Ursprünglich waren unsere Konzerte ein original Blues-Festival. Später sind eben die anderen, schrägen Bands dazugestoßen.“

Uwe Hager: Steinbrücken Open-Air[9]

Hager zufolge war das Festival einerseits geprägt vom ungehemmten Alkoholkonsum der Besucher, andererseits auch durch wolkenbruchähnliche Regenfälle, die das Gelände regelmäßig verschlammten. Ähnlich erinnert sich auch Paul Landers, seinerzeit Gitarrist bei Feeling B und heute bei Rammstein aktiv:

„Feeling B kam an und das war ein ziemlicher Schock für mich, ich dachte: Nee, das glaub ich jetzt nicht! Sodom und Gomorrha! Aber später (...) fand ich es ganz fetzig. (...) Es gab, ähnlich wie in Woodstock, eine Schlammrutsche, die konnte man immer entlangrutschen, es hat zu Pfingsten fast immer geregnet. Dann war die Schlammrutsche immer in Betrieb.“

Paul Landers[10]

Wie viele Bands kam auch Feeling B regelmäßig wieder, hatte bald sogar einen festen Spieltermin am Pfingstsonnabend. Als die Band sich auflöste, gab sie in Steinbrücken ihr offizielles Abschiedskonzert.[11] Im Anschluss stellten die Feeling-B-Mitglieder Landers, Christoph Schneider und Lorenz hier ihre neue Band Rammstein vor. Zudem arbeiteten die sechs Musiker von Rammstein 1994 für Hager als Einlass-Ordner.[12]

Das Steinbrücken Festival findet in dieser Form heute nicht mehr statt. Allerdings nahm die Band Freygang am 30. April eines jeden Jahres bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2019 am sogenannten Maisprung in Steinbrücken teil.[13][14]

Commons: Steinbrücken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Amtliche topographische Karten Thüringen 1:10.000. Eichsfeldkreis, LK Nordhausen, Kyffhäuserkreis, Unstrut-Hainich-Kreis. In: Thüringer Landesvermessungsamt (Hrsg.): CD-ROM Reihe Top10. CD 1. Erfurt 1999.
  2. Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer – Ein Handbuch. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 273.
  3. Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 47.
  4. Karen Kolbe-Döhring und Frank Döhring (Hrsg.): Freiheit Blues und Scherben, Edition Freiberg, 2021 ISBN 978-3-948472-23-8
  5. Archivierte Kopie (Memento vom 13. Januar 2017 im Internet Archive) Frankfurter Rundschau: Zur Sonne, zur Freiheit, 17. Juli 2009, abgerufen am 13. Januar 2017
  6. berliner-zeitung.de: Westmusiker spielten gern im Osten, 3. Juli 2010, abgerufen am 13. Januar 2017.
  7. Ronald Galenza, Heinz Havemeister: Feeling B – Mix mir einen Drink; Punk im Osten – ausführliche Gespräche mit Flake, Paul Landers und vielen anderen. 3. Auflage. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2010, ISBN 978-3-89602-905-8, S. 380.
  8. Ronald Galenza, Heinz Havemeister: Feeling B – Mix mir einen Drink; Punk im Osten – ausführliche Gespräche mit Flake, Paul Landers und vielen anderen. 3. Auflage. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2010, ISBN 978-3-89602-905-8, S. 177.
  9. Ronald Galenza, Heinz Havemeister: Feeling B – Mix mir einen Drink; Punk im Osten – ausführliche Gespräche mit Flake, Paul Landers und vielen anderen. 3. Auflage. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2010, ISBN 978-3-89602-905-8, S. 176/177.
  10. Ronald Galenza, Heinz Havemeister: Feeling B – Mix mir einen Drink; Punk im Osten – ausführliche Gespräche mit Flake, Paul Landers und vielen anderen. 3. Auflage. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2010, ISBN 978-3-89602-905-8, S. 177.
  11. Ronald Galenza, Heinz Havemeister: Feeling B – Mix mir einen Drink; Punk im Osten – ausführliche Gespräche mit Flake, Paul Landers und vielen anderen 3. Auflage. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2010, ISBN 978-3-89602-905-8, S. 363.
  12. Ronald Galenza, Heinz Havemeister: Feeling B – Mix mir einen Drink; Punk im Osten – ausführliche Gespräche mit Flake, Paul Landers und vielen anderen. 3. Auflage. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2010, ISBN 978-3-89602-905-8, S. 380.
  13. Kristin Müller: Steinbrücker wird jährlich zur Rammstein-Weihnachtsfeier eingeladen. In: Thüringische Landeszeitung. 14. Juli 2015, abgerufen am 13. Januar 2017 (original auch Thüringer Allgemeine).
  14. freygang-band.de: Tourplan abgerufen am 13. Januar 2017