Kriminalfilm

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Der Kriminalfilm, kurz auch Krimi, ist ein übergeordnetes Filmgenre mit einer Vielzahl von Subgenres, deren Gemeinsamkeit in der zentralen Rolle eines Verbrechens liegt.[1] Charakteristisch sind Täter (Gangsterfilm), Privatermittler (Detektivfilm), Polizei (Polizeifilm) oder Justiz (Gerichtsfilm) als Identifikationsfiguren bzw. die Tat an sich als Handlungsmittelpunkt. Neben dem Fokus auf die Figurenkonstellation lassen sich Kriminalfilme hinsichtlich der Art und Weise ihrer Inszenierung kategorisieren, etwa pessimistisch (Film noir), parodistisch (Kriminalkomödie) oder mitreißend (Thriller). Ein wiederkehrendes Element des Kriminalfilms ist das Konzept des Whodunit (deutsch: „Wer ist es gewesen?“).

Im Mittelpunkt des Polizeifilms steht die Arbeit der Polizei und die Verfolgung der Täter. Als Protagonisten tauchen einzelne oder mehrere Ermittler auf. Eine große Zahl von Polizeifilmen entstand ab der Mitte der 1940er Jahre in den USA. Diese Filme gaben eine Authentizität der gezeigten Fälle und der Polizeiarbeit vor und sind dem Genre des Film noir zuzuordnen. So begannen sie zumeist mit einem Einleitungstext, der die folgende Handlung als Wiedergabe einer tatsächlichen Ermittlung ausgab.

In einigen Filmen vermischen sich das Polizei- und das Gangsterthema stärker als in reinen Polizeifilmen. Hier spielen Korruption und Fehler im Polizei- und Justizapparat eine übergeordnete Rolle. Übergänge etwa zum Gefängnisfilm und im Einzelfall auch zum politischen Film sind fließend.

Eine Unterform des Polizeifilms ist der Detektivfilm, in dem die ermittelnden Personen in der Regel Detektive sind und keine Polizisten. Eine Unterart des Polizeifilms ist das Poliziottesco aus Italien, das sich in der Zeit zwischen 1968 und 1982 vorwiegend mit der italienischen Polizei und der Mafia beschäftigt.

Filmbeispiele:

Bonnie Parker diente als Vorlage zum Film Bonnie und Clyde (1967)

Kennzeichnend für den Gangsterfilm ist die Schilderung von illegalen Aktivitäten, wobei der soziale und/oder psychische Werdegang der Verbrecher, oft im Zusammenhang mit ganzen Verbrecherorganisationen, im Mittelpunkt steht. Der Gangsterfilm hatte seine Blütezeit in den 1930er Jahren in den USA und entwickelte sich seitdem in verschiedene Richtungen.

Das Genre des Gangsterfilms ist ein weites Feld, in dem der so genannte classic circle, der die Filme Der kleine Caesar, Der öffentliche Feind und Scarface beinhaltet, jedoch als Kernelement verstanden wird. Darin wurden eine Reihe von thematischen, ikonographischen und ideologischen Standards gesetzt, die für sich bereits als „Genremerkmale“ verstanden werden könnten. Um die über 75-jährige Geschichte des Gangsterfilms aber voll erfassen zu können, dürfen diese Standards nur noch als Referenzpunkt gesehen werden, von dem aus zahlreiche Variationen entstanden sind.[2]

Als Untergenres des Gangsterfilms werden häufig der Heist-Movie und der Serienkillerfilm angesehen.

Filmbeispiele:

Der Gerichtsfilm beschäftigt sich mit der juristischen Auseinandersetzung mit einem zuvor begangenen Verbrechen. Nicht selten ist das Verbrechen an sich auch Bestandteil der Handlung. Das gerichtliche Prozedere wird zum Rahmen für den Handlungsverlauf, der beispielsweise mit einem urteilenden Richterspruch enden kann. Auch das Verbrechen selbst und die Verbrechensaufklärung ist, insbesondere in den Fernsehserien des Subgenres, Teil der Handlung.

In der neueren Zeit gibt es zunehmend Filme, in denen die begleitende Wissenschaft, allen voran die Pathologie und Psychologie, den Schwerpunkt bilden. In den 2000er Jahren rückten mit Serien wie CSI vermehrt auch Themen wie Spurensicherung und Forensik/Kriminaltechnische Untersuchung in den Mittelpunkt.

Filmbeispiele:

Der Gefängnisfilm war ursprünglich ein reines Subgenre des klassischen Gangsterfilms. Seit den 1970er-Jahren nimmt der Gefängnisfilm zunehmend Aspekte anderer Genres auf, etwa des Actionfilms, des Abenteuerfilms oder des Sportfilms. Das Gefängnis ist als Handlungsort meistens Ausdruck eines Wandels in der Geschichte der Protagonisten: entweder ein Ort der Läuterung oder einer Fortführung der kriminellen Karriere unter den veränderten Bedingungen einer Haftanstalt. Maßgeblich für die handlungsprägende Gefängnissituation sind die Zwangsbedingungen der Haft: Isolation, fehlende Selbstbestimmung und Entmenschlichung.

Filmbeispiele:

Beim Thriller (von engl. to thrill „mitreißen, fesseln“) stehen statt des Rätsels um den gesuchten Täter die potentielle Gefährdung des Helden und damit einhergehende Spannungsmomente im Mittelpunkt.

Im Gegensatz zur klassischen Detektivgeschichte wird der Ermittler im Thriller häufig zum Ziel des Täters. Stellt er im Detektivroman eher eine unantastbare Person dar, muss er im Thriller um sein Leben fürchten und sich nicht selten körperlich gegen seine Widersacher durchsetzen. Es wird zusätzliche Spannung erzeugt. Der Thriller wird dementsprechend weit mehr von Action- und Horror-Elementen des Filmgenres geprägt als der klassische Detektivroman. Ein Happy End ist nicht mehr garantiert.

Das Genre des Thrillers unterteilt sich wiederum in zahlreiche Subgenres (u. a. Justizthriller, Politthriller, Psychothriller und Erotikthriller).

Filmbeispiele:

Der Spionagefilm ist ein auch dem Kriminalfilm zugeordnetes, beinahe eigenständiges Subgenre, das sich mit der Arbeit von Spionen und Geheimagenten beschäftigt.

Filmbeispiele:

Mit Film noir (französisch für „schwarzer Film“) wird das Filmgenre oder – je nach Sichtweise – eine Stilrichtung des Films bezeichnet, das durch eine pessimistische Weltsicht, düstere Bildgestaltung und entfremdete, verbitterte Charaktere bestimmt wird. Seine klassische Ära hatte der Film noir in den Vereinigten Staaten der 1940er und 1950er Jahre. Wurzelnd in der Zeit des ausgehenden Zweiten Weltkrieges und beeinflusst vom deutschen Expressionismus sowie von der Tradition US-amerikanischer Kriminalliteratur, stellt der Film noir einen Gegensatz zum konventionellen Hollywood-Kino dar.

Filmbeispiele:

Kriminalkomödie

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Die Mischung von humorvollen und dramatischen Elementen ist bereits im Theater seit den Anfängen verbreitet (siehe Tragikomödie). Bei der humoristischen Auflockerung von Kriminalfilmen steht die Kriminalgeschichte im Vordergrund, wird allerdings durch einzelne lustige Aktionen oder Dialoge untermalt oder steht ganz im Zeichen der Parodie.

Filmbeispiele:

Serial-Killer-Film

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Der Serial-Killer-Film, auch Serienmörderfilm oder Serienkillerfilm enthält Elemente des (Psycho-)Thrillers, des Polizeifilms oder des Horrorfilms. Er thematisiert die Taten von Serienmördern und kann sowohl aus der Täterperspektive, als auch aus Opfersicht oder dem Blickpunkt der Ermittler erzählen.

Filmbeispiele:

Wirtschaftskrimi

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Als Wirtschaftskrimi oder -thriller gelten Kriminalfilme und -fernsehserien, in denen „ein Kapital- oder Wirtschaftsverbrechen im Mittelpunkt steht, die Handlung im ökonomischen Milieu – etwa in einem Konzern – angesiedelt ist oder das Wirtschaftssystem selbst in seinen Auswirkungen und Strukturen als tendenziell verbrecherisch dargestellt wird.“[3]

Wichtige Vertreter des Genres sind die deutsche Fernsehserie Schwarz Rot Gold und die Spielfilme Wall Street, Insider, Silkwood und Michael Clayton.[3]

  • Knut Hickethier (Hrsg.), Katja Schumann et al.: Filmgenres: Kriminalfilm (= Universal-Bibliothek. Nr. 18408.) Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-018408-8.
  • Georg Seeßlen: Detektive. Mord im Kino. Grundlagen des populären Films. Schüren, Marburg 1998, ISBN 3-89472-425-0.
  • Meinolf Zurhorst: Lexikon des Kriminalfilms. Mit mehr als 400 Filmen von 1900 bis heute. Heyne, München 1993, ISBN 3-453-05210-2.
  • Hans-G. Kellner, J. M. Thie, Meinolf Zurhorst, Georg Seeßlen: Der Gangster-Film. Regisseure, Stars, Autoren, Spezialisten, Themen und Filme von A–Z (= Enzyklopädie des populären Films, Band 8.) Roloff und Seeßlen, München 1977, ISBN 3-88144-118-2 und ISBN 3-88144-128-X
  • Alain Charlot: Die 100 besten Kriminal-Filme (OT: Les 100 chefs-d’oeuvre du suspense). Heyne Film- und -Fernsehbibliothek Nr. 155. Heyne, München 1991, ISBN 3-453-04930-6.
  • John Gabree: Der klassische Gangster-Film (OT: Gangsters). Heyne-Filmbibliothek Band 22. Heyne, München 1981, ISBN 3-453-86022-5.
  • Marianne Engels-Weber [Red.] et al.: Quotenfänger Krimi. Das populärste Genre im deutschen Fernsehen. Katholisches Institut für Medieninformation, Köln 1999, ISBN 3-934311-05-9.
  • Hans Gerhold: Kino der Blicke. Der französische Kriminalfilm – eine Sozialgeschichte. Fischer-Cinema. Fischer, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-596-24484-6.

Einzelnachweise

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  1. Philipp Brunner: Kriminalfilm. In: Lexikon der Filmbegriffe. Hrsg. von Hans J. Wulff und Theo Bender.
  2. vgl. Mason, S. XIVf.
  3. a b Wirtschaftskrimi im Lexikon der Filmbegriffe, Webpräsenz der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, zuletzt aktualisiert am 12. Nov. 2012, abgerufen am 14. März 2020