Präsidentschafts- und Parlamentswahl in Mosambik 2019

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Präsidentschaftswahl 2019
Staat Mosambik Mosambik
Datum 15. Oktober
Wahlbeteiligung 51,8 %
Kandidaten Filipe Nyusi Ossufo Momade Daviz Simango
Parteien FRELIMO RENAMO MDM
Stimmen 4.639.172
73,5 %
1.356.786
21,5 %
273.599
4,3 %
Zusammenfassung der Stimmen
Filipe Nyusi (FRELIMO)
73,5 %
Ossufo Momade (RENAMO)
21,5 %
Daviz Simango (MDM)
4,3 %
Mário Albino (AMUSI)
0,7 %
Stimmenstärkste nach Provinzen
Präsident vor der Wahl
Filipe Nyusi
2014 2024

Die Präsidentschafts- und Parlamentswahl in Mosambik 2019 fand am 15. Oktober statt. Gewählt wurden der Präsident und die 250 Mitglieder der Assembleia da República.

Die Wahlkommission (Comissão Nacional de Eleições) (CNE) mit dem Secretariado Tecnico da Administrão Eleitoral (STAE; deutsch etwa „Technisches Sekretariat für die Durchführung von Wahlen“) war für den Ablauf verantwortlich. Präsident Filipe Nyusi wurde mit großem Vorsprung wiedergewählt. Seine Partei FRELIMO siegte bei den Wahlen zur Assembleia da República und zu den Provinzparlamenten sowie bei den Gouverneurswahlen.

Gewählt wurden die Provinzversammlungen sowie erstmals in der Geschichte Mosambiks in direkter Wahl die Gouverneure von zehn Provinzen.[1] Bei den Wahlen zu den Provinzparlamenten gewann FRELIMO alle zehn Provinzwahlen und stellt auch alle Gouverneure.[2]

Ausgangssituation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Präsidentschaftswahl und die Wahl der 250 Abgeordneten der Assembleia da República (etwa: „Versammlung der Republik“) finden seit 1994 alle fünf Jahre statt, die Provinzversammlungen wurden 2009 erstmals gewählt. Die letzten Wahlen hatte turnusgemäß 2014 stattgefunden und waren auf Landesebene von FRELIMO, die das Land seit der Unabhängigkeit 1975 regiert, gewonnen worden. Gegenkandidat von Filipe Nyusi (FRELIMO) war im Jahr 2014 Afonso Dhlakama (RENAMO), der 2018 starb. Im August 2019 schlossen die Regierung und RENAMO nach langjährigen Auseinandersetzungen – dem Mosambikanischen Bürgerkrieg bis 1992 und anschließenden Feindseligkeiten – ein Friedensabkommen. Die Lage im Wahlkampf wurde als „fragil“ bezeichnet.[3]

Der Präsident wird im ersten Wahlgang bestimmt, falls er mindestens 50 % der gültigen Stimmen erhält. Ansonsten wird der Präsident in einer Stichwahl der beiden erfolgreichsten Kandidaten des ersten Wahlgangs bestimmt.

248 der Abgeordneten des Einkammerparlaments Assembleia da República werden nach dem Verhältniswahlrecht in elf Wahlkreisen, die den Provinzen entsprechen, nach dem D’Hondt-Verfahren bestimmt. Je ein weiterer Abgeordneter wird von Auslandsmosambikanern in Afrika bzw. der übrigen Welt nach dem Mehrheitswahlrecht gewählt.

Zu den Wahlen ließen sich rund 13 Millionen Mosambikaner registrieren.[3]

Präsidentschaftskandidaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der seit 2014 amtierende Präsident Nyusi (FRELIMO) kandidierte zum zweiten und verfassungsgemäß letzten Mal für das Amt. Gegen ihn trat Ossufo Momade (RENAMO) an.[3] Die weiteren Kandidaten waren Daviz Simango (Movimento Democrático de Moçambique, MDM, eine Abspaltung von RENAMO) und Mário Albino (Ação do Movimento Unido para a Salvação Integral, AMUSI, eine Abspaltung vom MDM).

Ablauf und Bewertungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wahl lief weitgehend ruhig und nach Ansicht von Wahlbeobachtern in „geordneter Weise“ ab. Kritisiert wurden aber Unregelmäßigkeiten bei der Registrierung und ein Wahlkampf, in dem es Gewalt und Vorwürfe von Wahlbetrug gegeben hatte.[4][5] Kritisiert wurde auch, dass die Wahlkommission vor Ablauf der maximal erlaubten 15-Tage-Frist bis zur Verkündung des Endergebnisses keine wesentlichen Zwischenstände veröffentlichen wollte. Wahlbeobachter der Afrikanischen Union hielten die Wahlen für „frei und fair“, während Vertreter der USA und EU den Wahlablauf teilweise kritisierten. So seien die Wahlvorstände meist mit FRELIMO-Anhängern besetzt gewesen; in der Provinz Gaza, einer FRELIMO-Hochburg, seien rund 300.000 nicht existente Wähler registriert worden.[6] RENAMO klagte nach Bekanntgabe der ersten Zwischenergebnisse über Betrugsversuche und verlangte eine Neuwahl.[7] Auch das MDM beklagte Wahlbetrug.[6]

Ergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Präsidentschaftswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über 50 % der registrierten Wähler nahmen an der Abstimmung teil. In mehreren Wahllokalen in der Provinz Cabo Delgado im Norden des Landes konnten rund 5400 Personen wegen islamistischer Angriffe nicht wählen.[8] Nach Angaben der Wahlkommission siegte Nyusi mit rund 73 % der Stimmen; Momade erhielt knapp 22 %,[2] Simango etwas mehr als 4 % und Albino unter 1 %.[9] Die Wahlbeteiligung betrug 51 %.[10]

Kandidaten Parteien Stimmen %
Filipe Nyusi Frente de Libertação de Moçambique 4.639.172 73,5
Ossufo Momade Resistência Nacional Moçambicana 1.356.786 21,5
Daviz Simango Movimento Democrático de Moçambique 273.599 4,3
Mário Albino Acção de Movimento Unido para Salvação Integral 46.048 0,7
Gesamt 6.315.605 100
Ungültige Stimmen 508.321 7,4
Wähler 6.823.926 51,8
Wahlberechtigte 13.162.321

Parlamentswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Assembleia da República (2015)

FRELIMO gewann 184 der 250 Sitze und kann damit ohne Zustimmung anderer Parteien die Verfassung ändern.[2] RENAMO erhielt 60 Mandate, das MDM sechs.[10]

Listen Stimmen Mandate
Anzahl %
Frente de Libertação de Moçambique 4.323.298 71,3 184
Resistência Nacional Moçambicana 1.351.659 22,3 60
Movimento Democrático de Moçambique 254.290 4,2 6
Acção de Movimento Unido para Salvação Integral 27.277 0,4
Partido Nova Democracia 25.046 0,4
Sonstige < 0,15 % 83.951 1,4
Gesamt 6.065.521 100 250
Ungültige Stimmen 700.895 10,4
Wähler 6.766.416 51,4
Wahlberechtigte 13.162.321
Quelle: Acórdão nº 25/CC/2019

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Wahlen kam es in Zentralmosambik zu tödlichen Anschlägen durch Renamo Military Junta, eine Splittergruppe der Renamo. Im Norden führten Dschihadisten vermehrt Anschläge mit zahlreichen Opfern aus.[11]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Agence France-Presse: Mozambique election results: Tensions rise as vote counting continues. thesouthafrican.com vom 17. Oktober 2019 (englisch), abgerufen am 21. Oktober 2019
  2. a b c sth/ml: Präsident Filipe Nyusi gewinnt Wahlen in Mosambik. dw.com vom 27. Oktober 2019, abgerufen am 27. Oktober 2019
  3. a b c Opposition fordert Annullierung der Wahlen. dw.com vom 19. Oktober 2019, abgerufen am 20. Oktober 2019
  4. Agence France-Presse: Mozambique election results: International observers flag concerns. thesouthafrican.com vom 19. Oktober 2019 (englisch), abgerufen am 21. Oktober 2019
  5. Stefan Ehlert: Wahlen in Mosambik: weder frei noch fair. deutschlandfunk.de vom 14. Oktober 2019, abgerufen am 21. Oktober 2019
  6. a b Antonio Cascais: Die Wahlunregelmäßigkeiten in Mosambik hatten System. dw.com vom 21. Oktober 2019, abgerufen am 24. Oktober 2019
  7. Mozambique’s RENAMO calls for fresh elections, rejects results. africanews.com vom 19. Oktober 2019 (englisch), abgerufen am 20. Oktober 2019
  8. Arimando Domingos: Wahl in stürmischen Zeiten. taz.de vom 15. Oktober 2019, abgerufen am 21. Oktober 2019
  9. Reuters: Mozambique’s Nyusi secures landslide win. standardmedia.co.ke vom 28. Oktober 2019 (englisch), abgerufen am 28. Oktober 2019
  10. a b Mozambique: President Filipe Nyusi re-elected in landslide victory. dw.com vom 27. Oktober 2019 (englisch), abgerufen am 27. Oktober 2019
  11. Zeenat Hansrod: Escalation of violence looming in post-election Mozambique. rfi.fr vom 28. Dezember 2019 (englisch), abgerufen am 2. Januar 2020