Zoophilie (Botanik)

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Als Zoophilie (von altgriechisch ζώον zṓon, deutsch ‚Tier, Lebewesen‘ und -philie; nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen menschlichen Paraphilie) oder Zoogamie (γάμος gámos, deutsch ‚Hochzeit‘) bezeichnet man in der Botanik ein Merkmalssyndrom bei Pflanzen, das mit der biotischen Bestäubung durch Tiere einhergeht („Tierblütigkeit“), d. h. allgemein die durch Koevolution erworbene Anpassungen von Pflanzen an alle Fälle der biotischen Bestäubung.

Das Gegenteil ist ein Merkmalssyndrom, das sich bei Pflanzen mit abiotischer Bestäubung herausbildet, etwa bei Anemophilie (Bestäubung durch Wind) oder Hydrophilie (Bestäubung mittels Wasser).

Kolibris ernähren sich von Nektar und kleinen Insekten, die sie in Blüten finden. Kolibris können bei der Nahrungssuche Blüten bestäuben.

Zoophile Pflanzenarten besitzen oft einige der für die Zoophilie als typisch geltenden Eigenschaften:

  • staminokarpellate (= zwittrige) Blüten (Staubblätter und Fruchtblätter in derselben Blüte)
  • für die Bestäuber auffällige Farben, Gerüche oder Strukturen. zum Beispiel:
  • vom Bestäuber nutzbare Ressourcen zum Beispiel:

Bei der Zoophilie wird der Pollen von Tieren transportiert. Beim Blütenbesuch wird Pollen an den Bestäuber angeheftet, oftmals durch klebrige Pollenanhängsel oder eine strukturreiche Außenschicht, und dann auf die Narbe einer Blüte übertragen. Mit der Übertragung des Pollens auf die Narbe (bei Nacktsamern auf den Bestäubungstropfen) ist die Bestäubung vollzogen.

Die Stapelien-Art Stapelia gigantea mit typischen Merkmalen einer von Schmeißfliegen bestäubten Pflanze: aasartiges Aussehen mit Haaren wie ein Tierkadaver, penetranter Geruch nach Verwesung

Transportpartner der zoophilen Pflanzen sind:

Die Bestäubung durch von im Schneckenschleim mitgeführte Pollen (Malakophilie) wurde zwar mehrfach beschrieben (zum Beispiel Schusterpalme), ist aber umstritten (Daumann 1963).

Nicht zu verwechseln ist die Zoogamie mit der Zoidiogamie, mit der die Befruchtung durch begeißelte Spermazellen gemeint ist.

Wenn eine Tierart nur eine Pflanzenquelle (Gattung oder Familie) nutzt wird sie als oligo- oder monolektisch bezeichnet, wenn mehrere Quellen genutzt werden dann polylektisch.

Wird eine Pflanze hauptsächlich von einer Art bestäubt nennt man dies monophil, wird sie von mehreren Art bestäubt polyphil, oder wenn sie von einigen verwandten Taxa bestäubt wird dann nennt man dies oligophil.[10]

  • E. Daumann: Zur Frage nach dem Ursprung der Hydrogamie. Zugleich ein Beitrag zur Blütenökologie von Potamogeton. In: Preslia. 35, 1963, S. 23–30.
  • T. Niet, S. D. van der Johnson: Phylogenetic evidence for pollinator-driven diversification of angiosperms. In: Trends in Ecology and Evolution. 27, 2012, S. 353–361, doi:10.1016/j.tree.2012.02.002.

Einzelnachweise

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  1. a b c Theodor C. H. Cole: Wörterbuch der Biologie. 4. Auflage, Springer, 2015, ISBN 978-3-642-55327-1.
  2. James D. Blande, Robert Glinwood: Deciphering Chemical Language of Plant Communication. Springer 2016, ISBN 978-3-319-33496-7, S. 237.
  3. W. T. Vos, T. J. Edwards, J. van Staden: Pollination biology of annual and perennialLeonotis species (Lamiaceae). In: Plant Systematics and Evolution. Volume 192, Issue 1–2, 1994, S. 1–9, doi:10.1007/BF00985903.
  4. Illustrated Flora of East Texas. Volume 1, In: Sida, Botanical Miscellany. 26, Botanical Research Institute of Texas, 2006, ISBN 978-1-889878-12-6, S. 1377.
  5. Joachim W. Kadereit, K. Kubitzki: The Families and Generas of Vascular Plants. Vol. VII: Flowering Plants - Dicotyledons, Springer, 2004, ISBN 978-3-642-62200-7, S. 82.
  6. Theodor C. H. Cole: Wörterbuch der Biologie. 4. Auflage, Springer, 2015, ISBN 978-3-642-55327-1, S. 138.
  7. Michael G. Simpson: Plant Systemetics. Academic Press, 2006, ISBN 978-0-12-644460-5, S. 468.
  8. a b R. P. Kapil: Pollination Biology: An Analysis. Inter-India Publications, 1986, ISBN 978-81-210-0048-2, S. 175.
  9. a b c d Dharam P. Abrol: Pollination Biology. Springer, 2012, ISBN 978-94-007-1941-5, S. 291.
  10. a b Edward M. Barrows: Animal Behavior Desk Reference. Third Edition, CRC Press, 2011, ISBN 978-1-4398-3652-1, S. 472.